Es ist hier müßig, über die vielen in letzter Zeit neuen Herausforderungen an unseren Verband zu berichten (Flüchtlingssituation, Pandemie, Verarmung und Vereinsamung sowie Umwelt- und Naturkatastrophen). Hinzu kommt die demographische Entwicklung und die spezifische Situation in unserem Bundesland: geringes Einkommen=Ressourcen der Menschen, Überalterung, hoher Anteil von Pendlern sowie der ländliche Charakter und die schwache Infrastruktur im Bundesland. Das alles sind Faktoren, die das Wirken unseres Verbandes als Wohlfahrtsorganisation und Hilfsorganisation stark beeinträchtigen und tatsächlich auch hemmen. Spätestens seit dem Jahr 2013 mit dem Elbehochwasser stand unser Verband vor der Herausforderung, wie mit der großen Hilfs- und Einsatzbereitschaft der Menschen umgegangen werden kann, wenn diese in Krisen- und Notsituationen helfen und unterstützen möchten und sich speziell an uns, dass Rote Kreuz, wenden.
Zahlreiche Fragen tauchen auf. Profane z.B. wie steht es mit dem Versicherungsschutz, gibt es ein Anrecht auf Aufwandentschädigung und was passiert mit bereitgestellten Arbeitsmitteln. Aber auch ganz spezielle wie das Bekenntnis zu den Grundsätzen unserer Bewegung, die Verschwiegenheitserklärung, die Einordnung in Führungs- und Leitungsstrukturen im Einsatz, Ausbildungs- und Qualifizierungsanpassungen und viele, viele andere.
Klar ist sicherlich: Menschen, die in der Not bereit sind zu helfen und sich an uns wenden auf die Mitgliedschaft und die berechtigten Ausbildungsrichtlinien zu verweisen ist nicht zielführend. Vielmehr benötigen wir eine Kultur und eine Struktur des Umgangs mit diesen zeitweiligen Helfer:innen. Selbstkritisch gesehen muss man feststellen, dass diese Kultur und notwendige Strukturen sich zunächst spontan entwickeln mussten und tatsächlich in allen Rotkreuz-Gliederungen unterschiedlich entwickelt sind.
Mit dem TEAM MV als Online-Plattform wurde ein Instrument der orts- und zeitunabhängigen Erfassung sogenannter ungebundener Helfer geschaffen. In den letzten 2 Jahren wurde das Medium (von einigen als „Augenkrebs“ charakterisiert) neu entwickelt und hat aktuell 1033 registrierte, ungebundene Helfer:innen (Quelle: https://team-mv.info/ueber-uns ).
Die Ehrenamtskoordinator:innen absolvierten eine berufsbegleitende Ausbildung zum „Engagementberater“ an der Akademie für Ehrenamtlichkeit Deutschland- auch mit dem Schwerpunkt Einsatz ungebundener Helfer:innen. Die Gemeinschaft Bereitschaften entwickelte einen kombinierten Online-Kurs mit Präsenzveranstaltung für eine niederschwellige Ausbildung zum „Katastrophenschutzhelfer:in“. Doch nach wie vor bleibt es für alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Leitungskräfte der Gemeinschaften eine Aufgabenstellung, in der jeweiligen Gemeinschaft bzw. Gliederung den Einsatz ungebundener Helfer:innen zu planen und zu strukturieren um vorbereitet zu sein, künftige Einsatzlagen unter Einsatz ungebundener Helfer:innen erfolgreich zu bewältigen.